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0 100 Jahre Schweizer Jugendherbergen
Gemeinsam schmatzen, schnarchen, spielen
Mit gemeinsamem Wandern und Singen aus der bürgerlichen Enge ausbrechen: Das tun Jugendliche in Berlin um 1900 im ersten Wandervogel-Verein. Unterwegs brauchen sie günstige Unterkünfte. So entsteht 1914 in der Burg Altena in Nordrhein-Westfalen die erste Jugendherberge – errichtet vom Lehrer Richard Schirrmann. Auch Schweizer Jugendliche sehnen sich nach gemeinsamer Zeit in der Natur und suchen nach «Nestern». 1924 bilden Jugendverbände in Zürich eine Genossenschaft zur Errichtung von Jugendherbergen.
Die ersten einfachen Herbergen liegen mitten in der Natur und haben grosse Schlafsäle. Heute liegen die Jugis eher zentral, haben meist auch Doppelzimmer mit Dusche/WC und es gibt sogar drei Hostels mit Wellness. Auch jugendlich müssen die Gäste nicht mehr sein: vielen Familien und «60plus» gefällt das unkomplizierte Angebot.
1 Eine Liebe fürs Leben
Persönliche Jugi-Geschichten
Die Begegnungen unter den Gästen machen das Erlebnis aus. Bis heute bilden die gemeinschaftlichen Räume das Zentrum jeder Jugendherberge. Hier finden einige die Liebe ihres Lebens, andere neue Freundinnen für gemeinsame Erlebnisse. Für jemanden wird die Jugendherberge zum zweiten Zuhause auf Zeit und es gibt Familien, die ihre Ferien jedes Jahr in derselben Herberge verbringen. Eine Vespa-Gruppe zieht es jedes Jahr in eine Jugi und eine 84-Jährige übernachtet immer noch am liebsten im Mehrbettzimmer.
Machen Sie es sich im Bett gemütlich und tauchen Sie ein in ganz persönliche Jugi-Geschichten.
2 Jugi-Etagenbetten, ab 2012
Eiche geölt (Varianten in Buche, Esche und Arve) Diese Betten sind in über 10 Jugendherbergen in der Schweiz im Einsatz – auch in einigen Zimmern in Burgdorf.
Design: Schweizer Jugendherbergen
Leihgabe Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus
3 Kissen- und Deckenbezug, ab 2003 bis heute
Baumwolle
Mit dem gewählten Design können mit wenig Aufwand – Kette konstant, Schussfarbe variiert – mehrere Farbvarianten generiert werden.
Design: Nava Sutter
Leihgabe Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus
Die Bettwäsche in dieser Ausstellung wird wöchentlich gewechselt.
4 Lichterlöschen 22 Uhr
Einblicke in den Jugendtourismus
Anfangs müssen die Gäste in den Jugendherbergen selbst mit anpacken: kochen, putzen und mithelfen beim Bauen oder Renovieren gehört dazu. Alkohol und Rauchen sind Tabu und Mädchen und Knaben in den Schlafräumen strikte getrennt. Lichterlöschen 22 Uhr.
In den 1970er-Jahren entdecken die «Rucksack-Amerikaner» Europa und die Jugendherbergen in der Schweiz platzen aus allen Nähten.
Die Ansprüche der Gäste verändern sich und die Jugend- herbergen müssen sich anpassen. Heute sind die Schweizer Jugendherbergen ein moderner Beherbergungsbetrieb. Geblieben sind die vergleichsweise günstigen Preise. Diese ermöglichen Jugendlichen, ein erstes Mal die Welt zu erkunden – wie in der Anfangszeit der Jugendherbergen.
5 Unzerstörbar
Die Stühle sollen auch beim Wurf aus dem Fenster nicht kaputt gehen. So lautet der Auftrag, den der Verein für Jugendherbergen Zürich 1962 dem Designer Gian Franco Legler erteilt. Die Stühle sind für die neue Jugendherberge in Zürich-Wollishofen und für halbstarke Jugendliche gedacht. Legler wählt eine Konstruktion mit zwei Metallringen und Buchensperrholz. Heute können wir sagen: Aufgabe mit Bravour gelöst – die Stühle halten seit 60 Jahren.
6 Jugi-Hocker, 1962
Buchensperrholz und galvanisch verzinktes Stahlrohr
Design: Gian Franco Legler
Leihgabe Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus
7 Herausragend funktional
Bauen zwischen Bewahren und Gestalten
Die ersten Jugendherberge-Gebäude sind in der Einrichtung schlicht und zweckmässig. Im Vordergrund steht die sie umgebende Natur. Bereits früh nutzen die verschiedenen regionalen Organisationen auch historische Gebäude.
1973 entsteht die Stiftung für Sozialtourismus. Sie übernimmt nach und nach die Gebäude und setzt bei der Architektur auf einen sorgfältigen Umgang mit Ort und Geschichte.
Ende 20.Jahrhundert wünschen sich die Gäste mehr Komfort, gleichzeitig bekommen Ökologie und Nachhaltigkeit mehr Gewicht. An dieser Wand entdecken Sie die ganze Vielfalt der Häuser: von der 1937 erbauten Jugendherberge Fällanden am Greifensee bis zum 2014 in Betrieb genommenen wellnessHostel 4000 in Saas-Fee.
8 Jubiläums-Ratespiel
Wie gut kennen Sie sich mit der Architektur der Schweizer Jugendherbergen aus?
Testen Sie Ihr Wissen beim Jubiläums-Ratespiel!
Sie sehen vor sich eine Bildwand, die Jugendherbergen in verschiedenen Kategorien abbildet. Ordnen Sie nun innerhalb der Kategorien die Nummern dem jeweiligen Begriff zu und tragen Sie diese auf der Wettbewerbskarte ein. Unter den richtigen Antworten verlosen wir Übernachtungsgutscheine für eine Jugendherberge in der Schweiz. Viel Spass.
9 Vom Strohlager zum Designduvet
Bettwäsche als Markenzeichen
Schlafen im Massenlager auf Stroh und mit Wolldecken und grosse Waschräume sind in den ersten Jugendherbergen Standard. Mit der Zeit werden die Anzahl Betten pro Raum reduziert und es gibt Lavabos im Zimmer. Heute können die Jugi-Gäste zwischen Zweier-, Vierer- und Sechserzimmer auswählen, teilweise mit eigenem Bad.
Lange ist der Baumwoll-Schlafsack obligatorisch, heute wird in frischen Duvets geschlafen. Die Bettwäsche lässt die Schweizer Jugendherberge speziell entwickeln. Sie schafft den Wiedererkennungseffekt in den unterschiedlichen Häusern.
10 Kleinkariert oder dezent gekreist
Bei den ersten Bettanzügen der Jugendherbergen wird nach Geschlecht unterschieden: rot-weiss kariert für die Mädchen, blau-weiss kariert für die Knaben.
Aus dem kleinkarierten wird später ein grösseres Karomuster in Rot-Blau-Gelb. Dieses prägt über lange Zeit
als Farbtupfer die schlichten Jugi-Räume. Ab Ende der 1990er-Jahre folgt die blau, gelb und grün gestreifte Bettwäsche der Textildesignerin Verena Iff.
Die aktuelle Bettwäsche wird 2003 von einer Klasse der Hochschule für Gestaltung und Kunst Zürich entwickelt. Das Design soll zeitlos sein und den unterschiedlichen Jugi-Gebäuden und -Gästen gerecht werden. Nava Sutter entwirft ein Muster mit dezenten Kreisen, die sich aus kleinen Quadraten zusammensetzen und so auf die erste Bettwäsche Bezug nehmen.
11 Jugi-Bettdecke, ca. 1924–1960
Wolle
Daran erinnern sich viele ältere Jugi-Gäste immer noch. Die Beschriftung «Füsse» sollte Orientierung bieten.
Leihgabe Schweizerisches Nationalmuseum
12 Kissen- und Deckenbezug, 1960-1980
Baumwolle, rotes Vichy-Karo für die Mädchenzimmer, blaues Vichy-Karo für die Knabenzimmer
Leihgabe Schweizerisches Nationalmuseum
13 Kissen- und Deckenbezug, ca. 1970–1989
Baumwolle, grosszügig in den Grundfarben kariert.
Leihgabe Schweizerisches Nationalmuseum
14 Schlafsack, ab Ende 1980er Jahre bis ca. 2000
Baumwolle, weiss
Dieser Schlafsack war in vielen Jugendherbergen bis in die 1990er-Jahre obligatorisch. Er musste jeweils für den Aufenthalt gemietet werden.
Leihgabe Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus
15 Kissen- und Deckenbezug, ab 1996
Baumwolle, blauer Grundton mit grünen und gelben Streifen.
Design: Verena Iff
Leihgabe Schweizerisches Nationalmuseum
16 Es grüsst, Leni
Eine Geschichte in zwölf Ansichtskarten
So wie Leni 1907 schreiben wir heute noch Postkarten. In der Schweiz werden Postkarten mit einem günstigeren Porto 1870 eingeführt. Sie sind ursprünglich für einen kurzen Gruss gedacht, doch die Menschen haben bald mehr mitzuteilen. Zwölf Ansichtskarten aus den letzten 120 Jahren geben kurze Einblicke in die Tourismusgeschichte von Burgdorf und der Region. Fiktive Charaktere erzählen, was sie in ihren Ferien in Burgdorf erlebt haben könnten.
Karten, wo nicht anders vermerkt, aus Sammlung Rittersaalverein
17 7. Juni 1903
Liebe Eltern
Ich danke für Ihre Karte, geniesse die Ferien sehr. Wussten Sie, dass hier ärmere Kinder in einer Ferienkolonie sind, wo sie sich stärken und erholen können? Onkel Ruedi sagt, das Emmenthal ist zwar nicht so bekannt wie das Oberland, aber weniger ’verengländert‘. Wir wanderten nach Sumiswald, haben im Hirschen Bachforelle gegessen und sind mit der Dampfbahn zurück.
Es grüsst, Leni
18 30. März 1914
Liebe Daheimgebliebene
Sind gut angelangt im neuen Park- Hotel, empfohlen von Ruedi. Haben im grossen englischen Park ‘Lawn Tennis’ gespielt, kennt Ihr das schon? Wunderbarer englischer Sport. Natürlich waren wir auch im Schloss und im Rittersaal mit der historischen Sammlung. Vielleicht auch etwas für Schiessers?
Gruss,
Ernst und Hanni
19 20.Oktober 1922
Liebe Martha
Wir sind mit der elektrischen Bahn ins Emmental gefahren. Vorbei an Fabriken und Kaminschloten sind wir in Burgdorf angekommen. Fritz der alte Gewerkschaftler wollte im Volkshaus einkehren. Dann sind wir zur Rothöhe gewandert. Auf der Terrasse gab es Tee, Bier, Brot und Käse. Der Wildpark gefiel den Kindern: Rehe, Hirsche, exotische Hühner, Lamas und Papageien.
Herzlich, deine Schwester Emilia
Fritz Schiesser Frieda Dora
20 27. Mai 1931
Lieber Otto
Schönes Wetter, gutes Bier und auch Walzer kann man hier. Eine Geschäftsreise hat mich nach Burgdorf geführt. Martha hat mir die Rothöhe empfohlen. Aber das Hotel Guggisberg direkt beim Bahnhof ist besser gelegen. Komm doch vorbei am Wochenende! Es gibt hier eine Sammlung mit Kuriositäten aus aller Welt. Vielleicht interessant?
Die Musik spielt gerade einen rassigen Walzer,
drum tschau, dein Franz.
21 28. September 1940
Lieber Otto
Wir sind bei Tante Rösi im Stöckli. Heute zu Fuss nach Burgdorf, erster Halt: Badeanstalt zum Abkühlen. In der Stadt sah man die internierten Polen und vom Schloss aus Kriegsfahrzeuge auf der Schützenmatte. Meine Schwester schreibt ihrem Soldaten auch eine Ansichtskarte, und dann gehen wir zurück nach Langnau. Vor der Schule will ich Dir noch Socken stricken.
Es grüsst, Ruthli
22 19. Juni 1957
Liebe Ruth
Wir übernachten mit den vier Kleinen in der Jugendherberge im Chüechlihus Langnau. Das ist weit und breit die einzige erschwingliche Unterkunft. Jetzt, da Peter 12 Tage Ferien im Jahr hat, haben wir das Verreisen mal ausprobiert. In Burgdorf haben wir die Zähringerfestung besucht (vorne). Wir verbringen viel Zeit in der Natur, um dann gestärkt zurück zur Arbeit zu gehen.
Liebe Grüsse von deiner Kollegin Anni mit Peter, Ida, Lina,
Luzia und Margrit
23 23. September 1967
Lieber Bruder
Wir grüssen vom Campingplatz! Ideal gelegen auf dem Weg in den Süden und mit Blick auf das stolz beleuchtete Schloss – danke für die Empfehlung. Unser Martin lernt das Fischen in der Emme. Die Kinder liebten den Zoo in Lützelflüh. Vreneli gab dem Schimpansen Nicky die Hand und Martin streichelte die Löwin Zelda.
Grüsse bitte Anni und die Kinder von uns herzlich,
deine Helga
24 23. Juli 1973
Liebes Grosi Emilia
Ich geniesse die Sommerferien in Burgdorf. Leite im Feriensportkurs für Jugendliche die Leichtathletik. Vieles ist anders als in Deinen Erinnerungen: Das Guggi wurde abgerissen und die Rothöhe ist ‘77 abgebrannt. Im Park-Hotel, in dem ihr damals übernachtet hattet, ist jetzt ein Übergangsheim für Frauen aus dem Hindelbanker Gefängnis! Jaja, so steht’s hier. Jetzt soll ein Emmentaler Wanderpass Schweizer Touristen anlocken.
Liebe Grüsse, Deine Monika
25 2. August 1983
Liebe Schwester
Grüsse aus der Heimat, auch an Jürgli und Stéphanie. Unsere Sandra macht einen Theaterkurs und Michael lernt das Funken – beides im Burgdorfer Ferienpass. Nächste Woche sind die Kinder in Pfadi und auf Ferienwanderung in Tenero und wir gehen endlich in den Kluburlaub nach Griechenland. Kommt Ihr in den Herbstferien vorbei? Wir können ein nostalgisches Dampfbahn- Fährtchen durchs Emmental machen – muss ja nicht immer das Berner Oberland sein.
Liebe Grüsse, Béatrice
26 29. Juli 1992
Liebe Mama, Lieber Papa
Wir grüssen aus dem Emmental. In Burgdorf haben wir erst beim dritten Hotel ein Zimmer gefunden. Tante Béa hat uns das neue Schweizerische Museum für Volksmusik und Trachten gezeigt. Aber sonst ist hier in Burgdorf wenig los, auch wenig Touristen. Wir waren viel mit dem Mountain-Bike unterwegs. Wir sind auch nach Affoltern in die Schaukäserei geradelt. Der Emmentaler soll wieder glänzen, meint Béa!
Eure Stéphanie mit Markus
27 5. August 2002
Liebe Gotte Monika
Den Kindern gefällt es auf dem Camping Waldegg gleich an der Emme. Haben gehört, dass es hier fast eine Jugi im Schlachthaus gegeben hätte. Die Nachbarn haben das anstelle eines lärmigen Jugendzentrums vorgeschlagen. Gibt sowieso zu wenig günstige Betten hier. Aber Geld und Wille waren nicht genug, und so steht es weiterhin leer. Dafür waren wir im neuen Museum Franz Gertsch – ganz schick.
Liebe Grüsse, Michael und Julia
28 5. Juli 2013
Liebe Mama
Wir sind auf der Herzroute mit dem Velo vom Bodensee nach Burgdorf und übernachten im neueröffneten Hotel Orchidee. Im früheren Museum Kornhaus wird heute Burgdorfer Bier ge- braut (soviel zur Volkskultur).
Im Schlachthaus ist jetzt das Luginbühl-Museum. Und weil im Schloss das Gefängnis ausgezogen ist, soll es nun dort eine Jugi geben. Nina hatte Spass im Kambly-Erlebnis und im Chüechlihus-Museum.
Liebe Grüsse
Stéphanie Markus und Nina
29 Gruss vom Schloss
Diesmal hat es mit der Jugendherberge geklappt: 2020 wurde das umgebaute Schloss als einzigartige Verbindung von Museum, Jugendherberge und Restaurant eröffnet. Auch sonst entwickelt sich der Emmentaler Tourismus: E-Bike-Fahrende geniessen neue Herzschlaufen auf der hier gegründeten «Herzroute» und zahlreiche Erlebnispfade sind entstanden. Die Burgdorfer Altstadt wird von Gästen aus der ganzen Schweiz als «Bijou» entdeckt.
Was haben Sie in Burgdorf oder im Emmental erlebt und möchten es mit anderen teilen? Wir schenken Ihnen eine Postkarte, um persönliche Grüsse zu versenden. Briefmarken gibts an der Rezeption.

Diese Ausstellung wurde unterstützt von:
Erziehungs-, Kultur- und Umweltschutzdepartement des Kantons Graubünden

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