Wunderkammer Macht und Ohnmacht

Ticktack
1944 vermacht der pensionierte Pfarrer Alexander Schiesser diese Pendeluhr zusammen mit anderen Gegenständen aus seinem Wohnhaus an der Schmiedengasse 9 in Burgdorf dem Rittersaalverein. Die Objekte stammen von früheren Besitzern dieser Liegenschaft: Von den wohlhabenden Salzfaktoren Johannes Dübelt, seinem Sohn Johann Jakob Dübelt und dem Enkel Johann Rudolf Aeschlimann. Diese Herren hatten das Monopol auf den Salzverkauf im 18. und 19. Jahrhundert vom Staat Bern gepachtet und betrieben dazu einen internationalen Handel mit überseeischen Lebens- und Genussmitteln.
Das Uhrwerk der prächtigen Louis-XV-Pendule hat der Uhrenmacher Josué Robert im neuenburgischen La Chaux-de-Fonds konstruiert. Pfarrer Schiesser wünscht, dass die Uhr als Leihgabe im Gemeinderatszimmer von Burgdorf stehe. Dort tickt sie fortan – bis sie nach siebzig Jahren ihren neuen Platz im Museum findet, wo ihre Zeiger stillstehen.

Nativer Amerikaner in Burgdorf
Mit Federschmuck, Lederkleidung, Mokassins und Tomahawk: So stellte man sich in der Schweiz um 1900 einen Nativen Amerikaner vor. Im Dienst einer Basler Reiseagentur für Auswanderungswillige bereist Carl Im Obersteg ab 1874 die USA und Kanada. Auf diesen Reisen erwirbt er ein Ensemble aus Stücken unterschiedlicher Herkunft, die für Sammler oder Museen zusammengestellt wurden. Der erste Kurator der ethnologischen Sammlung, Arnold Kordt, liess 1922 speziell in Wien einen Kopf anfertigen, um den «Häuptling» als ganze Schaufigur präsentieren zu können. Diese prägte bei Generationen von Besuchenden die Vorstellung über Native Amerikaner. Das Museum entschied gemeinsam mit einer vielstimmigen Begleitgruppe, alle Schaufiguren aus den Ausstellungen zu entfernen. Dies mit dem Ziel keine vereinfachten Stereotype und vom Kolonialismus geprägte und verfälschte Bilder weiterzugeben.