Wunderkammer Reisen

Orientierungskünstler
Die Seefahrer der Marshallinseln galten in der Inselwelt des Pazifiks als Spezialisten der Sternen-, Meeres- und Wetterkunde. Ohne Kompass navigierten sie mithilfe von Sternbildern, Wolken, Vogelflügen, Wellenmustern und nur knapp wahrnehmbaren Leuchterscheinungen im Meerwasser.
Anhand von «Karten», die sie aus Stäben zusammensetzten, unterrichteten die Seefahrer ihre erwählten Schülerinnen und Schüler, wie man Inseln ansteuert und Atolle umfährt. Muscheln und Korallenstücke stellen Inseln dar. Die Stäbchen stehen für Bewegungen des Meerwassers. Nur wer mit diesen Stabkarten geübt hatte, durfte auf See fahren. Jeder Chief beschäftigte seine Navigationsspezialisten, die ihr Wissen nur an Auserwählte weitergaben.

Mit Volldampf in den Abgrund
Als die Schweiz 1891 600 Jahre Eidgenossenschaft feiert, reisen viele Leute mit der Eisenbahn an Veranstaltungen. Emil Aeschlimann aus Burgdorf ist Kondukteur. Am 14. Juni kontrolliert er im Zug von Basel nach Delémont Billette, als dieser auf die von Gustave Eiffel konstruierte Eisenbrücke in Münchenstein fährt. Unter der Last des Zugs mit 550 Passagieren bricht die Brücke zusammen. Der vordere Zugteil stürzt in die Birs. 73 Menschen sterben, über 170 werden verletzt. Kondukteur Aeschlimann wird nach zwei Stunden mit Verletzungen an Kopf, Armen und Beinen geborgen. Es ist der grösste Eisenbahnunfall in der Schweiz.
Zwei Monate später ist der junge Vater soweit genesen, dass er eine private Fahrt von Biel nach Bern unternehmen kann. Da hat er das unwahrscheinliche Pech, einen weiteren Eisenbahnunfall zu erleben. Wegen Feierlichkeiten zum Stadtgründungsjubiläum von Bern verkehren an dem Tag Zusatzzüge. Einer wartet in Zollikofen, als der reguläre Schnellzug von Biel herkommend auf ihn prallt. In den hintersten Wagen sterben vierzehn Reisende; etliche werden schwer verletzt.
Emil Aeschlimann bleibt diesmal zwar körperlich unverletzt, erleidet aber laut Arztbericht eine «traumatische Neurose» und kann nicht mehr voll arbeiten. Er klagt gegen die Jura-Simplon-Bahn und erhält vom Bundesgericht eine Entschädigung für den teilweisen Verlust der Arbeitsfähigkeit zugesprochen.